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17aus63: Der C.H.Beck-Fragebogen
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Es ist August 1975, ein Sommer, der das Leben vieler Menschen in den Adirondack Mountains für immer verändern wird. Als Barbara eines Morgens nicht wie sonst in ihrer Koje im Sommercamp liegt, beginnt eine panische und groß angelegte Suche nach der 13-Jährigen. Das Verschwinden einer Jugendlichen im Naturreservat ist unter allen Umständen eine Katastrophe, aber Barbara ist keine gewöhnliche Camperin: Sie ist die Tochter der reichen Familie Van Laar, der das Camp und das umliegende Land in den Wäldern gehören. Und sie ist die Schwester von Bear, dem Jungen, der seit 14 Jahren vermisst wird. Kann das Zufall sein? Was wissen die anderen Kinder im Camp über Barbaras Verschwinden, und was verheimlichen die Angestellten, die im Schatten der Van Laars ihr Dasein fristen? Was hat der aus dem Gefängnis entflohene «Schlitzer» mit all dem zu tun und welche Geheimnisse hütet die Familie selbst?
Mit scharfem Blick führt Liz Moore in ihrem neuen packenden Roman an die Abgründe von sozialer Ungleichheit, Wohlstandsverwahrlosung und Machtmissbrauch, lässt aber auch den Kampf um weibliche Selbstbestimmung und den großen Wert von Freundschaft hochleben. Mit «Der Gott des Waldes» hat sie nicht nur einen brillanten Thriller, sondern auch einen fulminanten Gesellschaftsroman geschrieben.
590 Seiten mit 1 Karte - Leseprobe (PDF) - Aus dem Englischen von Cornelius Hartz
© Foto: MaggieCasey
Liz Moore geboren 1983, hat zunächst als Musikerin in New York gearbeitet und anschließend begonnen, Romane zu schreiben. Bei C.H.Beck erschien ihr Roman "Long Bright River" (2020). "Der Gott des Waldes" ist in den USA seit Erscheinen auf der New York Times-Bestsellerliste, erhielt zahlreiche hymnische Besprechungen und wurde von Barack Obama empfohlen. Liz Moore lebt mit ihrer Familie in Philadelphia.
1. Ihr Buch ist ein wochenlanger New York Times-Bestseller, es war auf der Summer Reading List von Barack Obama. Haben Sie mit diesem Erfolg gerechnet?
Ich sage immer: Ich hoffe das Beste und erwarte das Schlimmste! Meine ersten drei Romane wurden eher „leise“ veröffentlicht, um es euphemistisch auszudrücken, also hatte ich mich daran gewöhnt, dass es so abläuft. Bei meinem vierten Roman „Long Bright River“ lief es besser, sodass ich eine ungefähre Vorstellung davon hatte, wie es sein könnte. Aber ich glaube nicht, dass irgendjemand erwartet hätte, dass „Der Gott des Waldes“ so durch die Decke gehen würde. Es war eine erfreuliche Überraschung!
2. Ihr letzter Roman ist ein Stadtporträt, mit diesem geht es hinaus in die amerikanische Wildnis der Adirondack Mountains. Wie kam Ihnen die Idee zu „Der Gott des Waldes“?
Im frühen 19. Jahrhundert zogen vier meiner Vorfahren mütterlicherseits aus anderen Teilen des Nordostens der USA in ein kleines Nest in den südlichen Adirondacks. Dort versuchten sie, drei weitere Generationen lang, lukrative Familienbetriebe aufzubauen – ein Kampf, den sie vielleicht aufgrund des felsigen Adirondack-Terrains, des rauen Klimas und der kurzen Vegetationsperiode verloren geben mussten. Denn Anfang des 20. Jahrhunderts hatten sie sich dann in Städten südlich der Adirondacks niedergelassen, wo meine Großmutter und dann auch meine Mutter – in Vermont – geboren wurden und aufwuchsen.
Aber einige Erinnerungen an die Vorfahren blieben erhalten, denn in den 1960er Jahren bauten meine Großeltern eine Hütte unweit des Ortes dieser ersten Siedler. Sie brannte in den 1970er Jahren nieder. Unbeeindruckt davon, vielleicht angetrieben von ihrer großen Liebe zu dieser Gegend, bauten sie von Hand eine neue Hütte. Seit meiner Kindheit verbringe ich jeden Sommer in dieser Hütte. Heute nehme ich meine eigenen Kinder mit, um meine Eltern zu besuchen, die noch immer einen Teil des Jahres dort verbringen.
All diese persönlichen und familiären Erfahrungen bildeten die Grundlage für die Inspiration zu „Der Gott des Waldes“.
3. Ihr Roman funktioniert als packender Thriller, aber auch als kritischer Gesellschaftsroman über soziale Ungerechtigkeit. Warum hat es Sie gereizt, beides zu kombinieren?
„Der Gott des Waldes“ spielt in den Adirondack Mountains im Norden des Bundesstaats New York. Eines der Themen, die darin behandelt werden, ist das Aufeinanderprallen unterschiedlicher Gesellschaftsklassen in der Region – denn die Geschichte des Adirondack-Parks ist, wie die der übrigen Vereinigten Staaten, in dieser Hinsicht ethisch sehr komplex.
Die ersten Menschen, die das Land besiedelten, waren Angehörige der Irokesen und Algonkin. Die ersten Europäer, die die Adirondacks im 17. Jahrhundert erkundeten und sich dort niederließen, waren Franzosen und Niederländer, und mit ihrer Ankunft begann eine Tradition der Vertreibung aus dieser Gegend, die später auch eben diese Siedler einschloss. Denn im späten 19. Jahrhundert entdeckten einige der wohlhabendsten Familien der Vereinigten Staaten die große Schönheit der Adirondacks und machten die Region zu einem „Sommerspielplatz“ für die Reichen. Dies wiederum führte dazu, dass die Regierung des Staates New York den Adirondack Park schuf, von dem 1890 über 400.000 Hektar im Besitz von „Sommerleuten“ aus der Oberschicht aus den Städten waren, die einen Großteil des Landes privatisierten und damit erneut die Arbeiterklasse verdrängten.
Dieses Spannungsverhältnis steht im Mittelpunkt des Buches, das ein Figurenensemble aus den sehr wohlhabenden Van Laars und den von ihnen beschäftigten Arbeitern aus der Region beinhaltet. Heute ist die Einkommensungleichheit zwischen Menschen wie den Van Laars und Menschen wie ihren Angestellten sogar noch größer geworden. Wir sehen das in ländlichen Ferienorten wie den Adirondacks, aber wir sehen es genauso in Städten.
4. Wieso lassen Sie die Handlung in den 60er und 70er Jahren spielen?
Ich habe den Roman mit einigen realen Ereignissen aus der Geschichte der Adirondacks verknüpft, vor allem mit einem echten Serienmörder – Robert Garrow, der in den 1970er Jahren im Adirondack Park sein Unwesen trieb –, der die lose Inspiration für eine Nebenfigur namens Jacob Sluiter war. Ich wollte den Roman auch dazu nutzen, eine Zeit zu erforschen, in der die Frauenrechtsbewegung in den großen Städten der USA in vollem Gange war, aber ländlichere Gegenden wie das Hinterland von New York noch nicht vollständig erreicht hatte.
5. In Ihrem Roman treten viele sehr starke Frauenfiguren auf, zum Beispiel die erste weibliche Kriminalpolizistin im Bundesstaat New York. Haben Sie eine Lieblingsfigur?
Ich liebe Louise Donnadieu, die Betreuerin im Camp, die bemerkt, dass Barbara Van Laar verschwunden ist. Ihre Stimme und die erste Zeile des Buches waren das Erste, was mir einfiel, als ich ernsthaft mit dem Schreiben begann. Ich drücke Louise noch immer die Daumen!
Liz Moore, im Gespräch mit ihrer Lektorin Agnes Brunner über ihren Roman „Der Gott des Waldes“.