Klaus Brinkbäumer schrieb seit 1993 für den SPIEGEL und war von 2015 bis 2018 dessen Chefredakteur. Er gewann u.a. den Egon Erwin Kisch-Preis sowie den Henri-Nannen-Preis. Zwischen 2021 und 2024 hatte er die Programm- leitung des MDR inne, heute arbeitet er als Moderator, Autor, Filmemacher und Kolumnist. Von ihm erschienen zuletzt die beiden SPIEGEL-Bestseller «Im Wahn. Die amerikanische Katastrophe» (zus. mit Stephan Lamby, C.H.Beck, 2020) und «Das kluge, lustige, gesunde, ungebremste, glückliche, sehr lange Leben: Die Weisheit der Hundertjährigen. Eine Weltreise» (zus. mit Samiha Shafy, S. Fischer, 2019).

© Foto: Kirsten Nijhof

1. Was inspiriert Sie?
Die Radikalität und Konsequenz anderer.

2. Womit haben Sie Ihr erstes Geld verdient?
Mit Volleyballspielen und als freier Mitarbeiter der Westfälischen Nachrichten, Lokalausgabe Hiltrup: 20 Pfennig pro Zeile und 20 Mark pro Foto.


3. Wie sieht ein gelungener Tag in Ihrem Leben aus?
Wir sind auf dem Boot. Ich wache als erster auf, mache Kaffee, schreibe drei Stunden lang am nächsten Buch. Dann wacht die Familie auf, wir frühstücken, holen den Anker hoch und segeln weiter. (In der Wirklichkeit sind wir an Land, und zuerst wacht der Sohn auf und will spielen. Aber auch so beginnt ein gelungener Tag.)


4. Was nehmen Sie sich immer wieder vor?
Das zu tun, worum es wirklich geht, das, was ich mehr als alles andere tun möchte, also das, was in Japan „ikigai“ heißen würde oder im Englischen „our reason to live“. Mittlerweile tue ich‘s dann.


5. Was ertragen Sie nur mit Humor? 
Konferenzen, die es ausschließlich deshalb gibt, damit Menschen ihre Positionen rechtfertigen können; und auf denen deshalb auch nichts beschlossen wird außer natürlich dem Termin der nächsten Konferenz.


6. Ein großes „Beinahe“ in Ihrem Leben?
Ganz und gar und ohne Rückflugticket in New York zu leben.

7. Der beste Ort der Welt, der beste Ort in Leipzig?
Manhattan Yacht Club, Hudson River, New York. Und in Leipzig das Café Grundmann und der Cospudener See, der in der Behördensprache „Tagebaurestloch“ heißt, aber im wirklichen Leben längst ein Ort des Lichts, des Winds und natürlich des Wassers ist.


8. Wenn Sie ein zweites Leben führen könnten, wie sähe dieses aus? Ich lerne als Vierjähriger segeln und beherrsche es instinktiv und werde logischerweise einer der wenigen Profis, die mit Segeln Geld verdienen.


9. Welche Eigenschaften schätzen Sie an einem Menschen am meisten?
Integrität und Konsequenz.

10. Ihr liebstes Smalltalk-Thema?
Trump.


11. Welche drei Geister würden Sie gern zum Dinner einladen?
Max Frisch, Susan Sontag und Paul Auster.

12. Welche Zeitungen, Magazine und Blogs lesen Sie?
SZ, FAZ, ZEIT und RUMS aus Münster; New York Times, New Yorker, Financial Times, New York Review of Books, Economist und Atlantic; Yacht, Sailing World und SegelReporter. Sowie, rasant zunehmend, Autorinnen und Autoren auf Substack.


13. Ihre Lieblingsbuchhandlung?
In jeder meiner Städte gibt’s mindestens eine: in meiner Geburtsstadt Münster die "Hiltruper Buchhandlung"; hier in Leipzig den "Wörtersee"; in Hamburg "Heymann" in Eppendorf und "Wassermann" in Blankenese; und „McNally Jackson“ in der Prince Street in Manhattan.

14. Ihr Lieblingsmuseum?
Das Whitney Museum of American Art in New York.


15. Welchen Satz haben Sie sich zuletzt aus einem Buch notiert? „Without ever leaving his wife he turned every woman in his life into a wife.“ Aus „The Faithful“ von Elizabeth Hardwick.


16. Welches Buch würde niemand in Ihrer Bibliothek erwarten?
„Locke und die Fußballstiefel“, das Buch meiner Kindheit, geschätzte 200mal gelesen.


17. Ein Buch, das Ihr Leben verändert hat? 
„Das Hotel New Hampshire“ von John Irving, mit 16 oder 17 Jahren gelesen. Vorher hatte ich nicht gewusst, welche Kraft ein Buch haben kann.