Bei manchen Berichten kann der Eindruck entstehen, als wäre Ostdeutschland fest in der Hand der AfD. Und tatsächlich ist es erschreckend, auf welch fruchtbaren Boden die AfD dort mit ihrer Propaganda trifft. Doch es führt kein zwangsläufiger Weg von ostdeutschen Frustrationen in die Arme einer rechtsradikalen Partei, die für Rassismus, Sexismus und Autokratie steht.
Susan Arndt erzählt ihre eigene Geschichte und zeigt, wie ein ostdeutscher Weg auch eine ganz andere Richtung nehmen konnte. Sie erzählt von ihren Gesprächen im Freundes- und Bekanntenkreis, in dem sich AfD-Sprech breit gemacht hat, berichtet aber auch von ihren Erfahrungen als Ostdeutsche seit 1989/1990 und als Person, die gegen Rassismus und Sexismus kämpft. 

  1. Was haben Sie im Studium fürs Leben gelernt? 
    Dass es keine Wahrheiten gibt, sondern nur Fragen, die zu Argumenten ausreifen, die neue Fragen aufwerfen.


  2. Womit haben Sie Ihr erstes Geld verdient?
    Ich arbeitete als Telefonistin in der ZBO Wolmirstedt, in der mein Vater Betriebsleiter war. Ich saß in einer kleinen Pförtnerbude und leitete von außen eingehende Anrufe an die jeweilige interne Abteilung weiter. Immer, wenn das Telefon klingelte, war ich sehr nervös. Aber zum Glück waren es kaum mehr als 20 Anrufe pro Tag. Noch schlimmer aber war es, dass ich morgens um 5.00 Uhr aufstehen konnte.


  3. Wie sieht ein gelungener Tag in Ihrem Leben aus?
    Ich weiß, das klingt abgedroschen. Aber es stimmt: endlich mal kein Krieg, keine Diskriminierung, endlich mal Gerechtigkeit. Und dann ganz gemütlich und ohne jedes schlechte Gewissen am Meer verweilen.


  4. Was nehmen Sie sich immer wieder vor?
     Nicht erst im Morgengrauen ins Bett zu gehen.


  5. Der beste Ort der Welt, der beste Ort in Berlin?
    Das Universum. 


  6. Welche Künstler:innen beeindrucken Sie? 
    Chagall, Fred D’Aguiar, Bernadine Evaristo, Audre Lorde, Danger Dan.


  7. Welche Eigenschaften schätzen Sie an einem Menschen am meisten? 
    Ich weiß es sehr zu schätzen, wenn Menschen zu Fehlern stehen können. Denn wir alle machen Fehler. Doch, weil es meist eine viel zu geringe Fehlertoleranz gibt, fällt es vielen schwer, diese zuzugeben. Wobei sie dann gleichzeitig als innere Mobberin so viel Raum nehmen und Energie abzocken.


  8. Ihr liebstes Smalltalk-Thema? 
    Leider keins. Ich suche immer verzweifelt danach. Und fange dann tendenziell immer super nervös an, irgend etwas von mir zu erzählen.


  9. Welcher Illusion geben Sie sich gerne hin?
    Dass Liebe alle Wunden heilen kann – und sogar Krieg und Hass. Auch Frankensteins Monster wollte eigentlich nur geliebt werden.


  10. Ihr Lieblingsmuseum?
    Das MOMI (Museum of the Moving Image), dass es mal am Londoner Themse Ufer gab.


  11. Welchen Satz haben Sie sich zuletzt aus einem Buch notiert? 
    “You can never dismantle the master’s house with the master’s tool!” (Audre Lorde)


  12. Welches Buch würde niemand in Ihrer Bibliothek erwarten? 
    Ein Kochbuch.


  13. Ein Buch, das Ihr Leben verändert hat? 
    Fred d’Aguiars The Longest Memory.


  14. Was für eine Art Leser:in waren Sie als Kind?
    Bücher waren mir der wichtigste Halt. Sie halfen mir auszubrechen, ich zu sein, bei mir anzukommen, mir zu glauben. Sie verstanden mich.


  15. Welche Frage stellen Sie am liebsten anderen?
    Was hast du heute Neues gelernt?


  16. Welche drei Geister würden Sie gern zum Dinner einladen?
    Shakespeare, meinen Vater und meine Mama.


  17. Mit wem würden Sie gern für einen Tag den Platz tauschen?
    Mit Donald Trump.